Unsere Aufgabe
Die Integration von Menschen mit Behinderungen in unsere Lebens- und Arbeitswelt.
Die ganzheitliche Berücksichtigung aller Aspekte ihrer Persönlichkeit genießt dabei grundsätzlich Priorität. 1970 gegründet, unterhalten wir seit über 50 Jahren differenzierte Teilhabe- und Unterstützungsangebote für Menschen mit geistiger und seelischer Behinderung und ihre Familien.
Der Verein
Der gemeinnützige Verein WfB Rhein-Main wurde 1970 von Kommunen im Kreis Groß-Gerau, dem Landkreis, den Lebenshilfevereinen Rüsselsheim und Kreisvereinigung Groß-Gerau sowie Privatpersonen gegründet, um eine Werkstatt für geistig behinderte Erwachsene zu errichten.
Die Werkstatt in Königstädten wurde 1975 eingeweiht. In den Folgejahren stellte sich der Verein immer wieder neuen Herausforderungen. Seine im Lauf der Jahre entstandenen Dienste und Einrichtungen unterstützen Menschen mit Behinderungen im Kindes- ebenso wie im Erwachsenenalter, in den Bereichen Tagesförderung, Arbeiten und Wohnen.
Die Spitze des Vereins bildet der von der Mitgliederversammlung gewählte Aufsichtsrat. Dieser bestellt einen hauptamtlichen Vorstand.
Aufsichtsrat
- Renate Meixner-Römer, Vorsitzende
- Manfred Ockel, stellvertretender Vorsitzender
- Siegfried Burghardt
- Stefan Eich (Vertreter des Betriebsrats)
- Norbert Kleinle
- Simon Reiss
- Christine Schmidt-Senßfelder
Vorstand
Cassius Hillmann
Sie möchten uns unterstützen und unserem Verein beitreten?
Hier die pdf Beitrittserklärung (51 KB) und die pdf Vereins-Satzung (2.69 MB) als pdf-Datei zum Download. Schicken Sie das Formular bitte unterschrieben per Post an unsere Geschäftsstelle.
Solvere gGmbH
Die Solvere gGmbH ist als anerkannte Werkstatt für Menschen mit seelischer Behinderung vor allem Büro-Dienstleister in den Bereichen Aktenvernichtung, Digitalisierung, Druck, Mailing und Adressverwaltung.
Mit ihren gut 100 Beschäftigten erledigt "Solvere" nach den Grundsätzen des Qualitätsmanagements Aufträge aus Verwaltung und Wirtschaft.
Mehr erfahren Sie auf der Internetseite der Solvere gGmbH.
Alpha-Service gGmbH
Die Alpha-Service gGmbh wude vom Verein WfB Rhein-Main 2001 gegründet, um eine Integrationsfirma aufzubauen. Sie bietet ihre Dienstleistungen in den Bereichen Schildergravur, Gebühreninkasso und Bistro in der KFZ-Zulassungsstelle des Landkreises in Rüsselsheim an.
Unter anderem erhalten schwerbehinderte Mitarbeiter hier einen Dauerarbeitsplatz, können sich jedoch ebenso für Tätigkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt qualifizieren.
Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite der Alpha-Service gGmbH.
Spenden
Soziale Teilhabe ist kein Privileg der Schwachen, sondern ein legitimes Recht aller Menschen in unserer Gesellschaft, auch und gerade dann, wenn die öffentlichen Gelder schwinden und negative Wirtschaftstendenzen Einsparungen bedingen, die in Ausmaß und Folgewirkung während der letzten Jahrzehnte undenkbar gewesen wären.
Staatliche Restriktionen treffen fast immer zuerst den sozialen Bereich und damit unmittelbar die von uns betreuten Menschen mit geistiger Behinderung: sie zählen zu den ersten, die konkret und unmittelbar erfahren, was es bedeutet, auf elementare Förder- und Integrationsmaßnahmen verzichten zu müssen.
Ihre Spende ist eine konkrete Hilfe zur Selbsthilfe geistig behinderter Menschen und zudem eine unverzichtbare Unterstützung in unserem Bemühen, die individuellen Freiheiten behinderter Menschen langfristig zu bewahren und garantieren.
Wenn sie mit ihrer spende dauerhaft helfen wollen, nutzen sie bitte unser spendenkonto
Werkstätten für Behinderte Rhein-Main e.V.
Kreissparkasse Groß-Gerau
IBAN: DE45 5085 2553 0001 1123 25
SWIFT-BIC: HELADEF1GRG
Inklusion
Inklusion in einem exklusiven Umfeld wie einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung – oder politisch korrekter – mit Unterstützungsbedarf. Geht das denn? Ist eine Werkstatt nicht ein zu exklusiver Ort? Und was ist mit all den anderen Bereichen, die wir zwar unter dem Oberbegriff „WfB“ führen, die jedoch nicht das Arbeiten „an der Werkbank“ betreffen, sondern die Erziehung von Kindern oder das Zusammenleben im Allgemeinen. In „der WfB“ sind wir schon lange mit gesamtgesellschaftlichen Themen befasst.
Welchen Beitrag leisten wir hier? Handeln wir hier bereits inklusiv? Reichen unsere Bemühungen aus?
Diese und ähnliche Fragen haben wir uns auch im Rahmen unseres WfB-Projekts zur Inklusion gestellt. Zwei Jahre waren für das Projekt angesetzt. Zwei Jahre, in denen wir uns intensiv und kritisch mit dem Thema Inklusion auseinandergesetzt haben.
Wertschätzung als Grundlage
Unser Leitbild umfasst sechs Leitwerte, die die Grundhaltung für unsere Arbeit in „der WfB Rhein-Main“ bestimmen. Ein wichtiges Stichwort auf der Liste unserer Leitwerte ist „Wertschätzung“. Im Prinzip geht es auch bei der Inklusion genau darum: Wir alle sind aufgefordert, wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen, uns auf Augenhöhe zu begegnen.
Wenn wir das beherzigen, haben wir schon einen ganz großen Schritt in die richtige Richtung getan. Durch unsere langjährige Erfahrung und unsere Fachkompetenz sind wir außerdem die Experten, um Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg in eine inklusiver werdende Gesellschaft zu unterstützen.
Teilhabe nach besten Möglichkeiten
Mit unseren Überlegungen zur Inklusion sind wir der Politik an vielen Stellen durchaus voraus – beschäftigt sie sich doch in erster Linie mit dem Bereich Inklusion in der Schule. Geplant ist hier, zukünftig alle Schüler gemeinsam zu unterrichten und auf Förderschulen (weitgehend) zu verzichten. An vielen Orten geschieht das schon. Und wo es mit ausreichend fachlicher Unterstützung passiert, ist die Umsetzung auch durchaus erfolgreich und Mut machend. Nun gibt es Stimmen, die Inklusion auch auf die Arbeitswelt anwenden möchten, unser System der Werkstätten für überholt halten und sie am liebsten abschaffen würden. Diese Stimmen sind noch in der Minderheit, doch das könnte sich ändern. Eines der Erkenntnisse aus unserem Projekt ist, dass wir noch mehr als bisher nach außen gehen und uns öffnen, um der Gesellschaft zu vermitteln, wer die Menschen sind, die wir unterstützen.
Genau wie bei der Diskussion um die Beschulung von Kindern, wird auch bei Beispielen aus der Arbeitswelt gerne ein Beschäftigter mit Down-Syndrom „vorgezeigt“. Oder es wird auf den Autisten hingewiesen, den ein Software-Konzern gerne eingestellt hat, weil er perfekt in der Fehlersuche ist. Doch was ist mit dem schwerstmehrfach behinderten Menschen, der intensive pflegerische Betreuung benötigt? Was mit dem Menschen, dessen Beeinträchtigung eine intensive Unterstützung am Arbeitsplatz nötig macht?
Sie passen nicht in das gern genommene Bild des „Vorzeige-Behinderten“. Unser Ansatz ist es, den jeweils besten Weg für jeden Menschen zu finden, jeden so zu fördern, dass er im Rahmen seiner Möglichkeiten teilhaben kann.
Dabei ist es uns wichtig, die Vielfalt unseres Vereins in den Vordergrund zu stellen und die Bandbreite an Kompetenzen und Möglichkeiten jeder und jedes Einzelnen – egal ob es sich um Mitarbeiter mit und ohne Beeinträchtigung, Bewohner einer Wohnstätte oder Kinder der Kindertagesstätte handelt. Wie überall in der Gesellschaft gibt es auch bei uns Menschen mit mehr oder weniger großem Unterstützungsbedarf. Allen gleichermaßen Teilhabe zu ermöglichen, sie ernst zu nehmen und nicht aufgrund einer Behinderung zu benachteiligen, setzt für uns alle ein hohes Maß an Achtsamkeit voraus, auch über die Grenzen der WfB Rhein-Main hinaus. Dazu wollen und können wir als Experten unseren Teil zu gesamtgesellschaftlichen Themen beitragen. Doch nur in einer Gesellschaft, die die Verschiedenheit aller Menschen anerkennt, vermeintliche Schwächen akzeptiert und Stärken erkennt, ist es auch uns möglich unsere Bestrebungen gemeinsam zu verwirklichen.
Inklusion im WfB-Alltag
Vordergründig betrachtet, bilden unsere Werkstätten natürlich einen exklusiven Rahmen in dem Menschen mit Behinderungen abseits des ersten Arbeitsmarkts beschäftigt sind. Doch das stimmt in mehrfacher Hinsicht schon lange nicht mehr. Am Arbeitsplatz in der Werkstatt erfüllen wir hohe Industriestandards. Um sie zu erreichen, arbeiten Fachkräfte, Gruppenhelfer und Beschäftigte eng verzahnt zusammen. Natürlich gibt es Arbeitsplätze, an denen der Unterstützungsbedarf hoch und der Arbeitsprozess in kleine Schritte aufgeteilt ist, damit jeder die Möglichkeit hat, sein Ziel erfolgreich und zufrieden zu erreichen. Schaut man jedoch beispielsweise in die Schreinerei oder die Schlosserei, so ist der Unterschied zu einem Handwerksbetrieb kaum vorhanden.
Einen weiteren Teil unseres Werkstattsystems gilt es ebenso nicht zu unterschätzen: Durch Aus- und Weiterbildung und durch ständigen Kontakt zu Wirtschaftsunternehmen gelingt es immer häufiger, Beschäftigte in Praktika oder Außenarbeitsplätze zu vermitteln. Wobei es den Beschäftigten meist sehr wichtig ist, dass sie dort auch weiterhin von unseren Fachkräften begleitet werden. Auch hier gilt: Dass wir wertschätzend miteinander umgehen, bringt uns auf dem Weg der Inklusion weiter voran.
Wir heißen zwar „Werkstätten für Behinderte“ – doch was wir leisten, geht schon lange weit darüber hinaus. Und in vielen Betätigungsfeldern, die unser Verein abdeckt, haben wir schon immer inklusiv gehandelt. Durch das Projekt sind wir uns dessen nun noch bewusster.
Beispielhaft sind hier drei Bereiche zu nennen
- Frühförderung
- Kindertagesstätte
- Betreutes Wohnen
Die Mitarbeiter der Frühförder- und Beratungsstelle beraten und begleiten Eltern in einer Phase, in der oft noch nicht klar ist, ob es sich bei der Entwicklungsverzögerung der Kinder überhaupt um eine „Behinderung“ handelt. In der WfB-Kindertagesstätte lernen und spielen Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam. Beim Betreuten Wohnen handelt es sich per se um ein inklusiv ausgerichtetes Angebot. Hier werden Menschen unterstützt, die „trotz“ ihrer geistigen Behinderung allein, mit Partner oder in einer Wohngemeinschaft, selbstständig in eigenen Wohnungen im Landkreis Groß-Gerau leben.
Die Mitarbeiter dieser drei Bereiche sind es auch, die sich am häufigsten mit der Frage nach dem Namen „Werkstätten für Behinderte“ konfrontiert sehen, liegt ihr Tätigkeitsfeld doch außerhalb des Werkstattbetriebs. Bei den „Kunden“ der Kindertagesstätte handelt es sich zudem nur zu einem Drittel um Kinder mit Unterstützungsbedarf.
Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion wurden auch die Bereiche der Wohnstätten und selbst der Tagesförderstätten nicht ausgenommen. Sie haben sich unter anderem zum Ziel gesetzt, mit den Bewohnern und Teilnehmern noch mehr als bisher am Gemeindeleben teilzunehmen und genauer auf die individuellen Wünsche jedes einzelnen im Hinblick auf ein selbstbestimmten Lebens einzugehen.
Die beiden WfB-Wohnstätten liegen zentral in Wohngebieten und fügen sich schon durch ihre Architektur in die Umgebung ein. Ihr Konzept sieht schon lange vor, dass die Bewohner, soweit es ihnen möglich ist, ganz nach ihren Wünschen und Bedürfnissen selbstständig am Gemeindeleben teilnehmen, einkaufen, zur Bank, zum Friseur gehen. Darin sollen die Bewohner noch mehr gestärkt und unterstützt werden.
Formal ist das Projekt zur Inklusion nun beendet, doch die Auseinandersetzung mit der Thematik hat erst begonnen! Dabei geht es nicht nur darum, dass ein Inklusionsbeirat – dessen Mitglieder aus allen Bereichen des Unternehmens kommen – die Arbeit nun fortführt. Es geht auch und vor allem darum, dass sich durch das Projekt in unseren Köpfen etwas verändert hat und wir bewusster handeln.
Fazit
In den Workshops der vergangenen Monate haben die Teilnehmer Themen benannt, die sie dem Beirat für seine Arbeit mit auf den Weg geben. Ganz oben auf der Liste der Mitarbeiter steht die Wiederaufnahme der Auseinandersetzung mit dem Vereinsnamen. Nach Auffassung der Teilnehmer steht er nicht für die Vielfalt der Personen, der Angebote und ihrer Inhalte und entspricht nicht den Werten eines Inklusionsgedankens.
Weiterhin soll die Öffentlichkeitsarbeit durch Teilnahme an Aktionen und Veranstaltungen sowie durch eigene Angebote und Aktivitäten verstärkt werden. Auch intern stehen einige Punkte auf dem Plan. Hier ist unter anderem die verstärkte Auseinandersetzung mit „Leichter Sprache“ zu nennen.
(Abdruck des Dreiklangs-Inklusion mit freundlicher Genehmigung der Aktion Mensch.)